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Geschichte

Die Historie der öffentlichen Bücherei in Freystadt stellt sich sehr wechselvoll mit vielen Umzügen und Namenswechseln dar.

Der Grundgedanke, allen Menschen der Gemeinde und zum Teil auch der Nachbargemeinden kostengünstig Zugang zur Literatur zu bieten, blieb jedoch immer von Bestand.

Die erste öffentliche Bücherei wurde im Jahr 1871 gegründet und nannte sich damals „Ortsbibliothek“ oder auch „landwirthschaftliche Ortsbibliothek“. Aus einigen Schreiben geht hervor, dass zur Ausstattung der Bibliothek ratenweise insgesamt ca. 500 fl. (Gulden) aufgebracht werden sollten. Im ersten Jahr hatte man bereits 100 fl. zur Verfügung, wovon 46 fl. und 27 kr. (Kreuzer) von 56 Spendern kamen.

Obwohl uns bislang nur eine Bücherliste überliefert ist kann davon ausgegangen werden, dass damals nur sehr wenige Bücher vorhanden waren. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um Sachbücher, und da die Gegend damals sehr landwirtschaftlich geprägt war fanden sich im Bestand einige Bücher zum Thema Landwirtschaft.

Überliefert ist auch, dass bereits damals sehr stark auf die Qualität der Bücher Wert gelegt wurde. So schickte das königliche Bezirksamt in Neumarkt 1871 bereits eine Auswahlliste mit empfohlener Literatur, und in einem Schreiben vom 14. März 1900, in dem u.a. auch die Aufgaben der Ortsbibliotheken allgemein erläutert wurden, findet sich folgendes: „Zugleich dienen sie [die Ortsbibliotheken] in wirksamster Weise zur Bekämpfung jener wertlosen und großenteils unsittlichen Erzählungsliteratur, die gerade in den wenig bemittelten Klassen ihre zahlreichsten Käufer und Leser findet.“

Selbes Schreiben forderte auch die Gründung einer Volksbibliothek, worüber binnen drei Monaten dem Bezirksamt Bericht erstattet werden musste. Da Freystadt ja bereits die Ortsbibliothek besaß, dürfte diese Aufforderung nicht für viel Wirbel gesorgt haben.

Auszug aus der Benutzungsordnung von 1908:
„ Wird die Lesezeit von 6 Wochen oder die von der Bibliothekleitung verlängerte Lesezeit erheblich überschritten, so wird das Buch vom Polizeidiener eingeholt.Hierbei ist außer der betreffenden Leihgebühr eine Gang- bzw. Mahngebühr von 20 Pfennig zu entrichten. Dort war u.a. auch festgeschrieben, dass länger überzogene Bücher vom "Polizeidiener“ eingeholt werden mussten.

Im Jahr 1908 sprechen die Dokumente dann von einer „städtischen Bibliothek“, von der auch die Benützungsordnung erhalten ist, und im Jahre 1915 war dann die Rede von der“'Volksbibliothek des kath. Pressvereins“.

1934 wurde erneut vom Bezirksamt an alle Gemeinden ein Schreiben versandt, das die Gründung einer Volksbücherei forderte. Dies sei „im nationalsozialistischen Geiste den Gemeinden vorbehalten.“ Man darf vermuten, dass die Büchereien eine Säule der nationalsozialistischen Volksverhetzung werden sollten, da sich Hitler und die NSDAP damals in noch nie dagewesener Perfektion der Medien bedienten.Die Gemeinde konnte am 29.10.1934 vermerken, dass eine solche Gründung „'nicht erforderlich“ war, da die“Bibliothek des kath. Preßvereins“, untergebracht im „Rathaussaale“, gut ausgestattet sei.

Die Geschichte der Bücherei im weiteren Verlauf der NS-Zeit und während des zweiten Weltkriegs ist leider nicht dokumentiert. Man kann aber davon ausgehen, dass sie durchgehend existierte, da ja der Buchbestand vorhanden war.

Das erste Dokument der Nachkriegszeit ist ein Brief vom 20.09.1956, addressiert an die Kath. Pfarrbücherei in Freystadt. In diesem Schreiben werden die Aufgaben der Gemeindebücherei an die Pfarrbücherei übertragen. Die Pfarrbücherei befand sich damals im Pfarrhof. Da die Bücherei dort zuletzt nur einen Kellerraum hatte, der Buchbestand recht veraltet war und die Pfarrgemeinde nicht auf Dauer der Hauptgeldgeber sein konnte, war ein Neuanfang nötig.

Dieser erfolgte am 8. September 1971 mit dem Abschluß eines Büchereivertrages, unterzeichnet vom damaligen Bürgermeister Gutbrod und Stadtpfarrer Wolfgang Zellner. Die Bücherei erhielt einen neuen Raum im Erdgeschoß des Rathauses, und unter Büchereileiter Hans Brodocz begann die Arbeit, den Buchbestand zu erneuern und auszubauen. Dieser Neuanfang verlief sehr erfolgreich, die Ausleihzahlen konnten in den Anfangsjahren mehrmals verdoppelt werden. 1977 verzeichnete die Bücherei 13.726 Ausleihen. 1973 war die Bücherei, nach erst zwei Jahren, erneut umgezogen. Sie befand sich nun im 2. Obergeschoß des Rathauses. Zwischenzeitlich waren durch die Gebietsreform mit den neuen Ortsteilen auch weitere Büchereien hinzugekommen.

So finden sich auch heute noch in Möning und Sulzkirchen Büchereien. Damals wurde die Bücherei in Thannhausen Filiale der Volksbücherei Freystadt. Die Buchbestände wurden regelmäßig ausgetauscht, für Thannhausen gab es einen eigenen Stamm an Mitarbeitern.

Im Jahr 1974 begann mit Frau Pürzer die langjährigste Büchereimitarbeiterin ihre Arbeit, die sie bis 2015 ausübte.

Vom 1. Januar 1978 an übernahmen Inge und Karl Burger die Büchereileitung. Die Ausleihzahlen stiegen weiter und pendelten nun um 20.000.

1987 kam dann erneut ein Umzug, diesmal in die ehemalige Knabenschule. Die Filiale in Thannhausen wurde um 1990 geschlossen, die Thannhausener Leser haben ja keinen weiten Weg bis nach Freystadt. Der Büchereiname wurde 1999 ein (vorerst) letztes Mal geändert. Die Benennung als „Volksbücherei“' war nicht mehr zeitgemäß, und so nennt sich die Bücherei jetzt schlicht „Bücherei Freystadt“.

Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich auf 19. Alle Mitarbeiter und die Büchereileitung arbeiten ehrenamtlich. Seit April 2002 wird die Ausleihe mittels PC verwaltet, seit Dezember 2002 ist die Bücherei im Internet vertreten. Im Februar 2003 ist mit der Sanierung des Spitalstadels begonnen worden, in den die Bücherei im Mai 2005 umgezogen ist, da die Räumlichkeiten in der ehemaligen Knabenschule längst wieder zu eng geworden waren. Ein großer Ansturm an Lesern seit der Neueröffnung, verbunden mit einem Anstieg der Entleihungen auf über 27.000, machten das Jahr 2005 zum Rekordjahr in der nun 134-jährigen Geschichte der Bücherei.

Besonderer Dank an Stadtarchivpfleger Wolfgang Zellner, der nicht nur viele Dokumente im Stadtarchiv für uns gefunden hat, sondern diese auch noch übersetzt hat, da die älteren Schreiben noch in altdeutscher Schrift verfasst sind. Danke!

Heute nutzen ca. 600 Leser die Bücherei, ca. 14.500 Medien stehen nun zur Verfügung. Die Ausleihzahlen stiegen stetig und sind im Jahr 2018 bei 33.000 angelangt. Mit der Einführung des Webopac im Jahr 2018 wurde ein neuer Service für die Leser geschaffen, die sich am heimischen PC oder Smartphone einen Überblick über den Medienbestand verschaffen wollen.

Text nach Patrick Burger, 2019